Tempest SM Brunnen 2014

Die "Windweek" ist eine in 2014 erstmalig realisierte Veranstaltung in Brunnen, bei der grossartige Segel Regattaanlässe auf dem Urnersee oder im Gersauer Becken während rund 2 Wochen  mit einem Veranstaltungsprogramm an Land kombiniert werden, das möglichst viel Bezug zum Wassersport bietet. Dazu gehört u.a. ein Nauen als Zuschauerplattform im Regattagebiet und ein Shuttleservice von und nach Brunnen. Ferner gibt es Schnuppermöglichkeiten für verschiedene Wassersportarten, Wasserspiele an Land, spektakuläre Vorführungen mit Bezug zum See aber auch gewöhnliches Festzelt und Musikbühne.

 

Im 1. Teil der Windweek 2014 wurden die Schweizer Meisterschaften in den Klassen Fireball (2 Mann Jolle mit Spinnaker und Trapez) und Tempest (2 Mann offene Kielyacht mit Spi und Trapez) zwischen dem 20. - 24. August, also von Do - So. durchgeführt. Bei den Fireball war ein internationales Feld von rund 30 Booten am Start.

Die SM in der Tempest Klasse wurde von vielen Top Teams als Generalprobe für die 2 Wochen später stattfindende WM in Domaso genutzt.  Unter den 19 gemeldeten Tempest auch je gute Teams aus Frankreich, Deutschland und Österreich und … die 2 Tempest des SKE:

- Klub Tempest SUI 1055 mit Mathias Besse (15) am Steuer und Patrick Bussmann aus Solothurn als Vorschoter.

- Tempest SUI 1090 mit Michael Ribback am Steuer und Patrice Verdan als Vorschoter

 

Das Team Mathias & Patrick hat sich auf Vermittlung der Tempest Klasse Schweiz gefunden, nachdem die möglichen SKE Teams Matthias & Dario oder Matthias & Tobias aus beruflichen Gründen verhindert waren. Mathias und Patrick sind unabhängig voneinander schon recht erfahrene Tempestsegler, aber weil sie vorher noch nie zusammen gesegelt sind, fand vorgängig an einem Sonntag ein ganztägiges, gemeinsames Training beider Teams statt und das trotz schwacher Wetter- und Wind Prognose. Überraschend zeigte sich aber unser Seebecken vor Beckenried mit Windstärken von 3-4 als attraktives Revier. Das Team auf SUI 1055 demonstrierte bei diesen mittleren Windstärkeren, dass es ein hervorragendes Verhältnis aus Höhe und Geschwindigkeit realisieren kann und nur bei stärkerem Wind das geringe Mannschaftsgewicht einen kleinen Nachteil ist. Dieses Training bestätigte, dass der bessere Rang von SUI 1055 an der Regatta vom Sempachersee kein Zufall war und  Team SUI 1090 sah sich für die SM ernsthaft herausgefordert.

 

Schon Mittwoch morgen liefen SUI 1090 zusammen mit der komfortablen Dufour von Patrice & Anita als eine Art Mutterschiff in Richtung Brunnen Fallenbach aus, SUI 1055 folgte mit den Besse Brüdern am späten Nachmittag. Welch ein Luxus, ohne Ein-und Auswassern und ohne Strassentransport zu einer hochkarätig besetzten Regatta zu fahren und auf so einem komfortablen Schiff wie der Dufour wohnen zu dürfen.

Am Mittwoch Mittag wurde aus der erhofften Trainings Möglichkeit wegen Windmangel nichts, umso mehr Zeit hatten wir für diverse Ausspähungen bei den Top Booten und für diverse Kontrollen und kleinere  Optimierungen an unseren 2 Tempest. Verzichtbar war nur der heftige Regen in Kombination mit dem verpassten Bus für den Rückweg nach dem Essen in Brunnen zurück zur Fallenbach Marina.

 

Donnerstag morgen fand die Eröffnung mit knapp 100 Seglern statt, dazu vermeldete der RVB (Regatta Verein Brunnen) fast 70 Helfer im Einsatz inkl. der Veranstaltung am Platz der Auslandsschweizer in Brunnen. Kurz nach dem Skippermeeting sind alle 50 Boote in den Urnersee ausgelaufen, mehrheitlich unter Spinnaker ein schöner Anblick. Bei guten Thermik Bedingungen wurden 3 Läufe von je über 1 h gesegelt. Schon auf dem knapp einstündigen Weg in den mittleren und später ganz südlichen Urnersee bestätigte sich, wie unterschiedlich in den verschiedenen Bereichen die Windrichtung und Intensität sein kann und in der Mitte oft schwächer ist als nahe den felsigen Ufern.

Beim 2. Lauf lief es beiden SKE Tempest recht gut,  SUI 1090 hätte sogar knapp die Sensation geschafft und einen Platz unter den ersten 10 erreicht, aber aufgrund einer Unaufmerksamkeit auf dem letzten Vorwindkurs 300 m vor dem Ziel gerieten wir in eine Abdeckung und mussten letztlich noch 2 Plätze abgeben, sehr schade !

Beim 3. Lauf gab es einen unschönen Zwischenfall, als auf der 2. Kreuz SUI 1055 klar Vortritt hatte vor SUI 1185 und der zweifache Aufruf " Raum" akzeptiert zu sein schien, bis das hässliche Geräusch von splitterndem Polyester auch andere Crews in der Umgebung erschreckte. Gott sei Dank gab es keinen Personenschaden. Bei Zusammenstössen sind am ehesten Vorschoter im Trapez gefährdet, aber beide Vorschoter sind noch unmittelbar vor dem Zusammenstoss hereingekommen. Unsere SUI 1055 wurde hinten links, knapp 30 cm vor dem Heck an einer empfindlichen Stelle getroffen, konnte aber die Wettfahrten des Tages und nach abendlicher provisorischer Klebebandreparatur die ganze Meisterschaft fortsetzen. Am grundsätzlich viel robusteren Bug der neuwertigen SUI 1185 ist  nur ein minimaler Schaden zu sehen.

 

Am Freitag ähnliches Wetter wie am Donnerstag, aber es kam nur zu 2 Läufen, davon der 2. Lauf wieder in der südlichsten Ecke des Untersees um die Thermik bis zum letzten Zug zu nutzen. Beim 2.Lauf gab es den ersten direkten Zweikampf zwischen den beiden Tempest des SKE, wer den 14. oder den 15. Rang erreicht. So sehr wir Älteren den Jungen einen Sieg vor uns gegönnt hätten, verschenkt wird bei so einem Anlass rein gar nichts und in einem Fotofinish behauptete sich 1090 vor 1055. Direkt aufeinander folgende Platzierungen sollten von da an die Regel werden. Von der südlichsten Ecke des Urnersees ist der Heimweg lang, ausserdem war für den Abend ein früheres Ende der Wettfahrten nötig weil noch ein Match Race nahe am Ufer vor Brunnen durch unseren Regattaleiter dirigiert werden sollte und vorher alle knapp 50 Regattaboote nah am Ufer vorbeigeschleppt werden sollten um sich den Zuschauern an Land möglichst nah zu zeigen.

 

Samstagmorgen erinnerte an Herbst, Schneefall bis unter 2000 m und der Glaube an guten Segelwind geriet ins Wanken. Unsere Frauen Anita und Marianne auf dem Weg der Schweiz zwischen Flüelen und Tellsprung berichteten später, dass es dort bereits gegen 10 Uhr guten Wind mit ersten Schaumkrönchen auf den Wellen gegeben hat. Der Regatta Tross brach aber erst später in den Urnersee auf und bei Wetterverhältnissen, die kaum Zuschauer auf Nauen lockte, kam es nur zu einer gültigen Wettfahrt. Der 2. gestartete, aber später abgebrochene Lauf wegen zu schlechter Windverhältnissen war ein Glück für SUI 1090, denn der Start nahe dem Startboot ist grob missglückt: wir waren ca 15-20 s zu früh, konnten nicht abfallen und bremsten bis zum Stillstand um dann unglücklich bei einem leichten Winddreher auf den nicht vortrittberechtigten Bug zu kippen, umringt von startenden Booten mit lautstarken Zurufen. Dagegen gelang einem unserer direkten Wettbewerber, der SUI 1185 ein sensationeller erster Teil auf dem 4. Zwischenrang als dieser Lauf abgeschossen wurde.

 

Der Seglerabend im grossen Zelt auf dem Festplatz (Platz der Auslandsschweizer) in Brunnen war etwas ungewöhnlich, denn die knapp 100 Segler plus Angehörige und Freunde trudelten so nach und nach ein, bedienten sich am Salat und später am vielfältigen Spaghetti Buffet, aber keine Ansprache oder offizieller Beginn und nicht die vorher erwähnte Begegnung von Sponsoren und Seglern. Draussen bei der Musikbühne gab’s gute Live Musik und mangels Dessert Buffet belagerten die meisten Segler die Eisstände, bevor sich viele wieder vor der Musikbühne fanden.

 

Sonntag dann ein Tag mit viel Wartezeit, in der sich lange keines der Windsysteme durchsetzen konnte. Viele dachten wohl schon an ein etwas früheres Auswassern und Abmasten, was bei 19 Tempest, die mit Kran ausgewassert werden müssen und die Trailer in der richtigen Reihenfolge erfordert, zusätzlich umlagert von 30 Fireball bei den engen Platzverhältnissen der Marina ein logistisches Kunststück ist. Aber die Organisatoren des RVB sind Profis und alle Teilnehmer kennen die Abläufe und sind recht diszipliniert, so dass dieser Teil hervorragend klappt. Aber der Regattaleiter wollte wohl jede potentielle Gelegenheit für eine 7. Wettfahrt genutzt wissen und liess alle Boote weniger als 1h vor der letzten Startmöglichkeit ins Gersauerbecken auslaufen. Später gingen die Meinungen auseinander, ob es diesen 7. Lauf mit elenden Winddrehern und -aussetzern noch gebraucht hätte, für die alten und neuen Schweizer Meister Cornelia & Ruedi Christen war es der 6. Laufsieg von 7 Läufen, also absolut souverän mit nur 6 Punkten bei 7 Läufen (1 Streicher). Eine Performance, die sich auch 2 Wochen später an der WM in Domas eindrücklich mit dem WM-Titel bestätigte, nachdem die beiden ja im Vorjahr schon fast Weltmeister geworden waren. Auf dem 2. Platz ebenfalls unverändert Mario & Andreas, aber auf dem 3.Platz brachte dieser 7.Lauf noch Veränderung. Reto Kunz & Bart als 3. Schweizer Boot setzen sich mit nur 1 Punkt gegen das starke Team aus Österreich durch. In der hinteren Hälfte blieb alles unverändert, SUI 1185 vom Thunersee mit 4 Punkten Vorsprung auf dem 13.Platz vor den punktgleichen SUI 1090 auf dem 14. Rang und SUI 1064 mit Brigitte & Reto Christen aus LU auf dem 15. Rang, weil wir einmal einen besseren Einzelrang hatten und SUI 1055 auf dem 17. Rang in einem Feld mit für Amateure hohem Leistungsniveau.

Freude gemacht und gleichzeitig anstrengend war es für alle und der Ausblick für 2015 mit der WM in Brunnen ist fantastisch. Übrigens darf in der Tempest Klasse mit nicht so riesigen Teilnehmerzahlen mindestens aus dem veranstaltenden Land jedes Boot teilnehmen, das mehrere der nationalen Punkte Regatten mitgesegelt ist. Eine hart zu erreichende Qualifikation gibt es daher in dieser Klasse nicht und wenn der Abstand zum Feld nicht zu gross wird ist es auch auf den hinteren Rängen ein grossartiges Erlebnis. Besonderen Dank einmal mehr den äusserst aktiven Veranstaltern vom RVB für die SM 2014 und die Bereitschaft die WM 2015 auszutragen.